Weinzeit, Zeit für Wein

Erdbeere, Spargel, Guave, Guakamole, Apfel, Zitrone, Schokolade, Johannisbeere … der Duft der großen weiten Weinwelt, den man hier in Südafrika mehr als genießen kann.

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Rund um Kapstadt liegen verschiedene südafrikanische Weinregion, die wir uns in jedem Jahr Stück für Stück erschließen. So auch in diesem Jahr. Es macht total Spaß, die sehr unterschiedlichen Weingüter zu besuchen, ob sie nun aus dem 17. Jahrhundert stammen oder erst seit wenigen Jahren produzieren. Ob modern oder traditionell, ob klein oder groß, völlig egal. Jedes Gut hat seine Besonderheiten und verdient Beachtung. Eine besondere Beziehung zu den Weinen, die wir zu Hause trinken, bekommen wir immer dann, wenn wir zu den Weingütern fahren und ein Wine Tasting machen. Einige Weingüter habe ich auf der Homepage bereits beschrieben, so zum Bespiel Waterkloof Wine EstateDiemersdal Wine EstateGuardian Peak Winery & GrillDiemersfonteinVergelegen oder Allée Bleue Estate. In den letzten Tagen kamen bereits einige dazu, vermutlich werden es noch mehr.

So waren wir in der Region Constantia auf dem Weingut Buitenverwachting, deren Sauvignon Blanc wir von zu Hause bereits kennen. Sehr leckere Weine, sehr hübsches und gepflegtes Weingut. Und zur Weinprobe gab es eine üppige Käseplatte. Zwei Flaschen mussten natürlich ins Gepäck für die weitere Reise durch das Land, ein Sauvignon Blanc und ein Viognier.

Gerade einparken Minuten um die Ecke liegt Klein Constantia von 1685, von deren Dessertwein ein Flasche zu Hause bei uns im Weinregal liegt. Wer Dessertweine mag, kommt am Vin de Constance (Muscat de Frontignan-Traube mit 166 g/l Restsüße) nicht vorbei. Die Weißweine weisen in der Regel einen etwas höheren Säuregehalt auf, was uns bei der Weinprobe wieder bewusst wurde. Die Betreuung während der Weinprobe war toll, das Weingut selbst ist hübsch angelegt und lohnt einen Besuch.

Nach Constantia kommen wir im Laufe der Woche nochmal zurück.  Unsere „Weindealer“ Barbara und Michael von VinAfrica in Nußloch sind immer zur gleichen Zeit hier, so dass wir einen gemeinsamen Besuch bei „Beau Constantia“ auf der Liste haben. Im letzten Jahr haben wir zusammen ein tolles Mittagessen mit Ntsiki Biyela in Stellenbosch gehabt, der ersten schwarzen Weinmacherin, die geniale Weine zaubert.  Dazu an anderer Stelle einmal mehr.

Zurück zur Jetzt-Zeit und zu einem weiteren Wein-Tag. Von Simonsig trinken wir zu Hause gern mal den Sauvignon Blanc. Also unseren Freund Patrick von zu Hause abgeholt und nix wie hin nach Stellenbosch zur Weinprobe auf das Simonsig-Weingut. Zwar regnete es immer mal wieder, aber der Laune und dem Weingenuß tat das Wetter keinen Abbruch. Simonsig ist ein sehr gepflegtes Weingut mit einer großen Vielfalt an Weinen und –  so hört man – auch einem guten Restaurant. Wir konzentrierten uns auf die Weine und stellten fest, dass der durch uns recht vernachlässigte Chardonnay hier bei Simonsig sehr „lekker“ ist, was am Ende unweigerlich zum Kauf einer Flasche davon und natürlich einem Sauvignon Blanc führte.

Schon im vergangenen Jahr planten wir, zum Weingut Muratie nach Stellenbosch zu fahren. Dieses Weingut liegt in unmittelbarer Nähe zu Simonsig, so dass wir dieses Mal die Gelegenheit nutzten, um in dieses mystische Weingut einzukehren. Hier vor Ort wirkt der Wein und das Weingut komplett anders als auf der Weinmesse in der Handelskammer bei uns in Hamburg. Wer hätte das gedacht. 😉 Ziemlich verwunschen, erst recht bei Regen, geht man durch einen wilden Garten mit zahlreichen alten Gebäude zum Restaurant und zur Weinprobe und betritt damit das eigentliche Zentrum dieses Weingutes. Als wäre die Zeit stehen geblieben entdeckt man nicht nur altes Interieur und altes Gemäuer. Man hat auch das Gefühl, dass lange nicht renoviert wurde. Denn wo kämen sonst die ganzen Spinnweben her, die an den Wänden und Fenstern und um die Weinflaschen herum dick mit Staub gefüllt das Tageslicht draußen lassen? Und auf der anderen Seite hängt moderne Kunst an den Wänden und Tische und Fuboden sehen aus wie gerade frisch gereinigt. Die Gläser sind geputzt, die Menükarten ordentlich gebunden. Muratie ist ein Mysterium mit einem guten Restaurant, sehr guten Weinen und eigenem Ambiente, das seines gleichen sucht. Und Spinnen haben wir übrigens nicht entdeckt, obwohl sie vor Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) einmal hier gewesen sein mussten.

Muratie teilt sich ein Zufahrtsstraße mit dem Weingut Delheim. Und da wir schon mal hier waren, sind wir einfach 3 Minuten zum nächsten Gut weitergefahren. Leider war es schon etwas spät, so dass wir lediglich das Gut selbst anschauen konnten und auf eine Weinprobe verzichten mussten. Von Delheim trinken wir zu Hause ab und zu den Pinotage Rosé und wollten einmal schauen, wo der so herkommt. Delheim ist ein sehr ordentliches Weingut mit gepflegten Häusern und zahlreichen Ausstellungsstücken rund um den Weinanbau. Im Shop hat unser Freund Patrick schnell noch einen Cabernet Sauvignon aus 2012 ergattert, bevor wir dann tatsächlich nach einem spannenden Sonntagsausflug die Heimreise angetreten haben.

Um am nächsten Tag auf die Durbanville Weinroute nordwestlich von Kapstadt zu fahren. Bevor wir eines unserer Lieblingsweingüter besuchten, schauten wir erst einmal bei Altydgedacht vorbei, eines der ältesten Weingüter, das 1685 gegründet wurde. Bei der Einfahrt fällt auf, dass hier alles etwas schlichter gehalten wird, außer die Weine, wie wir später feststellten. Das Wine-Tasting fand in einem Vorzelt zum Weinkeller statt, die Weine wurde von einem sehr freundlichen jungen Mann präsentiert. Und es ist fast unglaublich. Auch hier wie schon bei Simonsig schmeckt der Gewürztraminer richtig lecker, trocken ausgebaut mit einer fruchtigen Note. In Deutschland machen wir einen großen Bogen um ihn, hier haben wir glatt eine Flasche gekauft. Gleiches gilt für einen halbtrockenen (!) Muskat-Blend, den wir zu Hause nicht mal anschauen würden. Bei Altydgedacht macht der richtig Spaß, enthält neben dem Muskat noch Weißen Riesling und Achtung: Gewürztraminer und ist kalt getrunken im langen Abgang trockener als manch Chardonnay. Eine echte Überraschung. Und ein dritter Wein musste mit, ein Blanc de Noir Pinotage. Das war eine Weinprobe, die trotz eher schlichtem Ambiente Weine von guter Qualität offerierte.

Und dann ab zu Diemersdal. Über das Weingut könnt ihr auf meiner Südafrika-Seite einiges Lesen. Jedenfalls gehört es zu unseren Lieblingsweingütern, die besonders bekannt für ihre Sauvignon Blanc sind. Den Sauvignon Blanc Winterferment 2017 konnten wir im letzten Jahr zum ersten Mal probieren. Das war tatsächlich ein Test des Weinmachers, für den er gleich erst einmal eine Auszeichnung erhielt. Es gab so wenig davon, dass wir damals noch einen Karton ergattern konnte, mehr war nicht drin. Dieses Jahr hat Diemersdal 14.500 Flaschen abgefüllt, seit Herbst haben unsere Weindealer Michael und Barbara ihn auch im Angebot und wir kamen auch jetzt nicht umhin, eine Kiste mit auf die Reise durchs Land zu nehmen. Dazu noch ein paar andere Fläschchen, so dass der Vorrat für hier erst einmal gesichert sein sollte. Und da wir auch wie (fast) immer am Ruhetag des Restaurants zu Diemersdal fuhren, wurden wir mit einer leckeren Käseplatte und Biltong verwöhnt. Niemand muss hier verhungern, und schon gar nicht verdursten.

Auf dem Weg zurück nach Bloubergstrand machten wir einen kurzen Abstecher auf das Weingut D‘Aria. In Deutschland fast unbekannt hatten wir hier in Südafrika auf einigen Menükarten Weine von D‘Aria gesehen und auch probiert. Also Blinker raus und rauf aufs Gelände, was etwas größer ist, da man hier auch übernachten kann und vermutlich auch gut feiern. Die Weinprobe begann mit einem Sekt, von dem es hier einige gibt. Wir hatten uns für einen Pinot Noir-Sekt entschieden, der recht lecker war. Die übrigen Weine waren gut, sowohl die roten als auch die weißen. Hängengeblieben sind wir bei einem Rosé aus Sauvignon Blanc und Merlot; easy-drinking Wein für den Pool, so jedenfalls die Erklärung des Sommeliers. Und da wir ja im Guesthouse einen Pool haben, musste eine Flasche davon ins Reisegepäck.

Für die ersten 5 Tage des Urlaubs war das schon eine ganz schöne Vielfalt an Weingütern und Weinen, um die wir uns kümmern durften 😉  Es folgt eine kleine Weinpause von genau zwei Tagen, bevor wir mit Barbara und Michael noch einmal Richtung Constantia aufbrechen. Vorher gibt es morgen einen Kochkursus in kap-malaiischer Küche in Bo-Kaap. Die Spannung steigt, ich werde berichten!

 


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