Zauberhafte Welten

Mittlerweile sind wir aus Franschhoek weiter nach Swellendam gereist und haben selbst diese Stadt, immerhin die drittälteste in Südafrika nach Kapstadt und Stellenbosch, hinter uns gelassen. Im Moment sitzen wir in Wilderness in „unserer“ Beach Villa direkt am Strand und machen Badeurlaub am Indischen Ozean.

Trotzdem will ich euch noch einmal mitnehmen zurück nach Swellendam. Hier waren wir schon sehr oft, da durch die zentrale Lage der Stadt von hier aus Ausflüge nach Cap Agulhas oder nach De Hoop oder auch zu den kleineren Orten wie Montagu und Barrydale gut zu absolvieren sind. Außerdem gibt es in Swellendam einige gute Restaurants, die man von innen gesehen und genossen haben sollte.

Ab und an setzten wir ganz auf die Geo-Cache-Karte, um einen Ort zu entdecken. In Swellendam haben wir bereits einige dieser kleinen und liebevoll versteckten Suchobjekte gefunden. Ganz oft findet man nicht nur den versteckten Cache, sondern auch ganz besondere Plätze. So auch diese Mal. GC94R6P – Fairy Travel Bug Hotel lautet die Bezeichnung in der App auf dem Smartphone. Irgendwas mit Feen und Insekten wohl. Etwas oberhalb der Hauptstraße, die schnurgerade durch die Stadt führt, kamen wir an die in der App angezeigte Stelle und näherten uns bis auf wenige zig-Meter dem Navigationspunkt. Also Auto im Schatten unterm Baum geparkt und einem Hinweisschild zum „The Faerie Sanctuary“ gefolgt. Da standen wir nun vor einem verschlossenen Tor mit einem „open“-Schild am Gitter. In der Beschreibung des Caches haben wir in der App gelesen, dass für den Zutritt zum Gelände ein Eintritt gezahlt werden muss. Will man aber nur zum Cache, sollte man sich vertrauensvoll an die Eigentümer wenden, und die führen einen dann direkt dorthin.

Wir standen also an der Pforte und schauten uns die Eintrittspreise für den dahinterliegenden Park an. Für 30 Rand, so bummelig 1,70 € für Erwachsene, kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Mit Blick auf die Uhr entschieden wir uns, zumindest einmal kurz zu schauen, was dieser Park außer dem Cache sonst noch bieten würde. Feen, Insekten, Märchen, Heiligtum. Was das wohl wird. Was wir wussten: der Cache ist in einem Drachenei versteckt. Alles klar, also auch noch Drachen!

Wir klingelten an der Pforte, eine freundliche Dame öffnete das Tor und lud uns auf einen Rundgang durch ihren zauberhaften Märchengarten ein. „Geht man erst einmal im Außengelände die Wege entlang und lasst euch überraschen, was euch erwartet“, sagte sie und meinte noch, man dürfe alles fotografieren. Nur später in der Ausstellung bitte nicht. „Und nehmt euch Zeit! Zahlen könnt ihr danach.“

Wir zwei Männer, deutlich den Kinderschuhen entwachsen, stapften also durch Tunnel aus Bäumen und Blumen entlang an liebevoll drapierten kleinen und großen Feen, Zwergen, Zauberern und sonstigen Märchengestalten inmitten von zugewachsen Büschen, „Stein“-Pilzen und kleinen Freiflächen. Manchmal waren auch die Zwerge selbst schon zugewachsen, so lange taten sie bereits ihren Dienst hier. Dieser verzauberte Garten wächst still und leise vor sich hin, ohne dass durch Menschenhand groß eingegriffen wird. Hier und da mal ein bisschen Platz zum Durchgehen gemacht und Wasser für die Pflanzen, wenn nötig. Aber ansonsten hilft der Garten sich fast von selbst.

Später haben wir dann mehr über diesen Garten erfahren, als wir Sera trafen, die Tochter der Gründerin vom „Kontinent von Sulina“. Ihr Name war Minky Sulin und sie schuf diesen Garten als besonderes Feen- und Engelschutzgebiet. Sie wollte allen, die in ihr Reich und diese Art von Natur kommen, ein paar Augenblicke der Ruhe, des Nachdenkens und des Verweilens bieten. Und dabei auf ihre zahlreichen lieben Beschützer und Wächter aufmerksam machen. Sulina ist nicht nur ein spiritueller Ort, sondern ein Platz, an dem man wieder Kind sein kann. „Denn es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben!“, so nachzulesen auf der Homepage von Sulina. Und auch tatsächlich gibt es einen zauberhaft hergerichteten Spielplatz für Kinder, die inmitten von kleinen und großen Figuren viel Platz zum Spielen haben.

Sulina wurde am 7. März 1991 „geboren“. Minky erfüllte damit das Versprechen, das sie ihren Engels- und Feenfreunden als kleines Kind gab. Nämlich, dass sie eines Tages ein Zuhause für alle Feen, Engel und freundlichen Menschen schaffen würde. Im Laufe der Jahre ließ ihr Glaube daran, Träume wahr werden zu lassen, ihr „Heiligtum“ zu einer wunderbaren Realität heranwachsen und zu einer weltweiten Legende werden, einem Zuhause für viele müde Reisende und Feenliebhaber.

Wer mich kennt weiß, dass ich im wahren Leben einigermaßen realistisch unterwegs bin, mystische Geschichten spannend finde, aber nicht mit besonderem Herzblut an jede magische Geschichte glaube. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat mich der Besuch in diesem kleinen Sanktuarium tief beeindruckt. Nicht nur, weil sich Menschen viel Mühe geben, dieses Refugium zu erhalten und zugänglich zu machen. Sondern auch, weil wir nach dem Besuch tatsächlich sehr entspannt und positiv aufgeladen unsere Reise fortsetzten.

Und wer weiß, vielleicht steckt ja doch einiges Wahres in der Geschichte und diejenigen, die vor langer Zeit oder erst gerade eben von uns gegangen sind, nicht doch als Fee wieder um uns sind, uns begleiten und beschützen. Wenn wir fest dran glauben, passiert es bestimmt!

Fast vergessen: Natürlich haben wir den Cache gehoben. Bevor wir das gesamte Gelände nach dem Drachenei umgruben, fragten wir Sera nach dem Versteck. Und sie holte hinter dem Verkaufstresen im Ausstellungsraum einen silbernen Karton hervor, in dem ein grünes Ei lag. Gefunden!

Mehr Informationen unter:

https://continentofsulina.co.za

Hinterlasse einen Kommentar