Füße im Sand

„Glauben können wir es erst, wenn wir mit den Füßen im Sand stehen.“ Die Hoffnung, dass es klappen würde, hatten wir viele Monate immer wieder, nachdem ich mutig und ganz optimistisch unsere nächste Reise nach Südafrika gebucht hatte. Und zwar im Sommer 2021. Corona wendete sich zu dieser Zeit langsam aber sicher in Richtung beherrschbarer Krise, die Zahlen waren rückläufig, die Impfquote wurde immer besser und Reisen in das benachbarte europäische Ausland standen bei vielen auf der Agenda. Wir hatten leider zu wenig Zeit, um in die Sommerfrische zu fahren. Da war die Vorfreude auf einen weiteren Trip im kalten Winter ins warme Südafrika in 2022 eine der Höhepunkte des letzten Jahres. Und schon wurde gebucht. Wie immer erst mal der Flug, dann der Mietwagen. Die Freunde in Südafrika signalisierten freie Betten zu unseren Wunschterminen, andere Guesthouses bestätigten schnell unsere Buchung. Ruckzuck war der Urlaub perfekt. Abflug mit Lufthansa ab Hamburg über München nach Kapstadt – ein innerdeutscher Zubringer-Flug war mir sicherer. Wer weiß, was sich andere Länder als Einreisebestimmungen so ausdenken. Dachte ich mir noch.

Und dann kam der Herbst. Die Corona-Zahlen stiegen in Deutschland nach den Herbstferien wieder an, erwartungsgemäß. Delta war bis dahin die vorherrschende Variante. In Südafrika meldeten die Behörden sinkende Zahlen; spannend dachten wir. Im November unkten wir noch, dass Südafrika wohl keine Deutschen ins Land lassen würde, da bei uns die Zahlen deutlich nach oben gingen, der Lockdown in Südafrika dagegen immer weiter gelockert wurde. Doch dann zerlegten südafrikanische Wissenschaftler einen Virus in seine Einzelteile und entdeckten Omikron. Schluss, Ende, aus, vorbei. Jedenfalls für Diejenigen, die Ende 2021 ins Land am Kap reisen wollten. Variantengebiet war nun das Schreckenswort aller Reisenden, denen nicht nur eine Ansteckung mit Omikron drohte, sondern auch nach der Reise noch 14 Tage Quarantäne obendrauf, ausnahmslos. Der Reisebann, der über einige südafrikanische Länder gelegt wurde, wirkte sofort. Die Tourismuswirtschaft in Südafrika lag ein weiteres Mal danieder.

Dennoch hielten wir an unseren Reiseplänen fest. Umbuchen oder gar stornieren kam in unserem Wortschatz nicht vor. Denn immerhin lagen noch zwei Monate zwischen DER Entdeckung und unserem Urlaubsstart. Und außerdem würde sich Omikron rasch weltweit ausbreiten, so dass die Variante dann keine besondere mehr ist – womit wir Recht behalten sollten. Außerdem ist der Rückflug erst für Ende Februar gebucht. Da sollte der Spuk dann hoffentlich vorbei sein. Und wenn doch nicht, dann wären 2 Wochen im Homeoffice unter Quarantäne mittlerweile ja auch kein Problem mehr. Wir blieben also bei unseren Plänen. Und Corona auch – Omikron kam, sah, und siegte – und seit 4. Januar ist Südafrika kein Variantengebiet mehr, das Thema Quarantäne erledigt, keine Isolation mehr bei Rückkehr. Jedenfalls im Moment.

Als wir im Februar 2020 aus Südafrika zurückkamen, veränderte die Pandemie zwei Wochen später unser aller Leben. Bis heute. Maske tragen kannten wir bis dahin nur aus asiatischen Ländern, heute gehört es zum normalen Alltag. Und gerade haben wir 15 Stunde Reisezeit mit FFP2-Maske hinter uns gebracht. Das Kürzel FFP kannten vor der Pandemie nur Mediziner oder Leute vom Katastrophenschutz. Ich kann mir die vollständige Bezeichnung bis heute nicht merken. Aber er ist mittlerweile normaler Wegbegleiter geworden, dieser Mund- und Nasenschutz. Neben den üblichen AHA-Regeln ist in Südafrika die Maske übrigens die einzige Beschränkung, die von den zahlreichen und heftigen Lockdown’s hier übrig geblieben ist. Die Zahlen sind massiv nach unten gegangen. Niedrige 4-stellige Neuerkrankungen, wenige Hospitalisierungen und eine Todesrate, die deutlich unter den aktuellen Zahlen in Deutschland liegt. Die Statistik ist vermutlich nicht in dem Maße stabil und vergleichbar mit der in Deutschland. Aber auch bei uns kommen wir an die Grenzen der Aussagekraft der Statistiken, wenn man nur mal an die Meldeverzögerungen der Gesundheitsämter denkt.

Alles in allem machte uns die Entwicklung in Südafrika Mut, an unseren Reiseplänen festzuhalten. Doch vor dem „Füße-im-Sand“-Erlebnis hat der Reise-Gott noch so einige Herausforderungen parat. Ausreichend Urlaubstage auf dem Konto? Check! Dreifach geimpft und attestiert? Check! Reisepass noch gültig? Check! Internationaler Führerschein noch gültig? Check! Reisefragebogen für die Einreise nach Südafrika ausgefüllt? Check!

Nun hing der Einstieg in den Flieger nur noch am dringend benötigten, negativen PCR-Test. 24-48 Stunden Wartezeit wegen der begrenzten Laborkapazitäten hieß es. Könnte knapp werden, aber reichen, denn der Test muss maximal 72 Stunden vor Abflug gemacht worden sein. Bei Eco Care am Hamburger Flughafen im alten Terminal Tango buchten wir einen Termin am letzten Sonntag für 59 € pro Person. Nach dem Test glaubten wir ganz fest daran, dass das Wattestäbchen aus unserem Rachen keine Viren ertastet hat. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl, ob wirklich alles gut ist. Die Selbsttests an den Tagen zuvor waren immer negativ und im Büro und beim Einkaufen hat man den Kontakt zu anderen Menschen gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Und siehe da, keine 21 Stunden später kam der negative Bescheid ins E-Mail-Postfach geflattert, schneller als gedacht. Check! Die Testkapazitäten bei den Laboren scheinen im Moment noch vorhanden zu sein, jedenfalls bei Selbstzahlern.

Alle Hürden genommen? Wohl schon, denn nach einem -traditionellen- Frühstück mit Müsli und Joghurt im News Café stehen wir tatsächlich mit jeweils beiden Beinen im Sand am Strand von Bloubergstrand und blicken über die Bucht rüber in die City von Kapstadt auf den majestätischen Tafelberg. Der Urlaub kann starten!


5 Gedanken zu “Füße im Sand

  1. Wie schön für euch. Ich wünsche euch einen traumschönen Urlaub im Sehnsuchtsland.
    Wir werden auch auf jeden Fall im November fliegen.
    Vllt.hast du ja wieder wertvolle Tipps für mich.
    Neue Guesthouses oder Routen.
    Lg Claudia Heymann

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  2. Moin Andreas und Frank 😎,
    habe inzwischen den Blog unter Deinem Kontakt 👍🏼 gefunden und jetzt gemütlich und mit Freude Deinen Bericht gelesen. Spannend die Vorfreude in Zeiten Corona und wunderschön geschrieben🌸🇿🇦🤗.
    Liebe Grüße auch von Kalle 🙋🏻‍♂️
    💞 🙋🏼 💞
    PS
    Bei uns ist es jetzt sehr stürmisch 🌬️🌳

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  3. Hallo nach Südafrika,
    schön zu lesen euer Bericht, da kann man sich wunderbar nach Südafrika träumen und wir sind auch ein bisschen dabei 😅. Wir hoffen auf viele Berichte und senden euch liebe Grüße Claudia und Bernd

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