Wo einst die Dünen waren …

… stehen jetzt Netze. Sandfangnetze. Die Düne ist weg, vorerst jedenfalls. In Bloubergstrand, unserem zu Hause hier in Kapstadt, gehörten die Dünen zum Stadtbild wie der Eiffelturm zu Paris. Anders als in Paris weht hier an der Küste häufig ein ziemlicher Wind, der den Sand der Dünen ständig fortträgt. Und zwar weg vom Strand auf die Straße und die Gehwege. Der Sand lag oft so hoch, dass Fußgänger wie am Strand durch Sand liefen und Autos teilweise nur eine von zwei Fahrspuren nutzten. Etwas erinnerte uns – rein optisch – an zugeschneite Straßenabschnitte mit Schneeverwehungen auf Teilstrecken. Häufig konnten wir in der Vergangenheit beobachten, wie eine ganze Mannschaft an fleißigen Leute mit Schaufeln bewaffnet einem langsam die Straße langfahrenden LKW folgten und den Strandsand auf das Fahrzeug schippten.

Schuld an diesen sich regelmäßig wiederkehrenden Aktionen ist der der ziemlich starke South-Eastern genannte Wind, der von der False Bay aus Richtung Kapstadt und Bloubergstrand das Kap umweht. Sein Spitzname lautet “Cape Doctor”, da er vom Frühjahr bis zum Herbst Smog und Verunreinigungen aus der Stadt herausbläst und mit seiner frischen Meeresluft viele Krankheiten zu vermeiden hilft, sagt man. Der South-Eastern weht in Bloubergstrand zuverlässig kräftig, nicht umsonst ist dieser Strandabschnitt als Kite-Surfing-Hotspot berühmt. Weltmeisterschaften werden hier alljährlich ausgetragen, und täglich zieht es hunderte Kitesurfer vorwiegend nachmittags gleichzeitig in den Himmel.

Zurück zum Sand und zu den Dünen. Um diesen Sandverwehungen Herr zu werden, ist man einen ziemlich radikalen Weg gegangen. Man hat schlicht die Dünen weggebaggert. So einfach wie das klingt ist es natürlich nicht. Schon seit einigen Jahren wird über die Sanierung des Strandabschnittes insbesondere des Fußweges, der Parkbuchten und des Gesamteindrucks diskutiert, um insbesondere die touristische Attraktivität zu erhöhen. Aber auch bei Einheimischen ist dieser Strandabschnitt sehr beliebt ist. Das so genannte Dünensanierungsprojekt umfasst die eigentliche Sanierung des Küstendünensystems, damit die Dünen ihre Aufgabe erfüllen können. Außerdem werden die Strandzugänge neu geordnet und einiges an Infrastruktur neu errichtet.

Im Juli 2022 zogen Bagger, Planierraupen und LKWs an den Strand, um auf einer Länge von rund drei Kilometern insgesamt acht Hektar Dünenfläche neu aufzubauen. In das neue Profil der aktuell flachen Dünen hat man schachbrettartig Windnetze eingesetzt, die den Sand auffangen werden, der verweht wird. Damit und mit typischen Dünenpflanzen sollen die Dünen stabilisiert werden. Wenn die Planungen sich bewahrheiten, soll das neue Dünensystem die Windverwehungen im Zaum und den Sand am Strand halten sowie den Küstenabschnitt vor Hochwasser auf Dauer erfolgreich schützen.

Mit der Umsetzung des Projektes ist die Firma VULA Environmental Service betraut, die ein ähnliches Vorhaben bereits in Hout Bay, einem Ort im Süden von Kapstadt, realisiert hat. Man setzt auf deren Erfahrungen, zumal sie dafür auch ausgezeichnet wurden. Das Projekt endet voraussichtlich im Jahr 2025.

Wenn wir das nächste Mal hier landen, werden wir sicher einen Fortschritt sehen können, zumal sich bereits jetzt erste Netzflächen mit Sand gefüllt haben und die Dünenpflanzen sich an einigen Stellen schon prächtig entwickeln. Bei einem der letzten Strandspaziergänge sind einige der Fotos hier entstanden. Tatsächlich gehen die fast fünf Wochen Südafrika morgen schon zu Ende. Die Zeit verging wie immer im Fluge, vor allem die letzte Woche; aber das kennen sicher alle von euch. Ein paar Geschichten aus den letzten Wochen müssen aber noch erzählt werden, so dass es den einen oder anderen Blogeintrag noch geben wird, auch wenn wir schon wieder zu Hause sind.


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